Die Geschichte der Heike-suche

BIWA LIBRARY

dan no ura hikyoku

壇の浦 悲曲

Einführung

Die Schlacht von Dannoura markiert das Ende der Heian-Zeit (794-1185), einer bemerkenswerten Ära der Kunst und Kultur, die aus dem kaiserlichen Hof in Kyoto hervorging. Über Jahrhunderte hatte der HEIKE-Clan (TAIRA) durch Heirat und andere Strategien eine äußerst einflussreiche Position am Hof ​​erlangt. Ihr Aufstieg an politischer Macht ging jedoch mit Missbrauch einher und wurde vom GENJI-Clan (MINAMOTO) herausgefordert, der sie Ende des 12. Jahrhunderts durch zahlreiche Schlachten endgültig zerstörte. Mit der Schlacht von Dannoura in Westjapan im Jahr 1185 wurden die HEIKE vollständig besiegt. Dieser Kampf veränderte die japanische Geschichte und Kultur grundlegend, und die epische Geschichte ihres Untergangs findet sich in allen literarischen Genres – Gedichten, Balladen, Noh, Kabuki, Bunraku u.a. – in den folgenden Jahrhunderten.
Dieses poetische Gesangsstück ist eine kurze und kompakte Version der viel größeren chikuzen biwa-Ballade Dannoura (siehe auch Einführung zu Dannoura) und ergänzt diese, indem es den bewegendsten Moment aus den letzten Phasen der Schlacht darstellt: den Tod des Kinderkaisers Antoku.

Zusammenfassung

Dannoura ist der Name der Meeresenge in der Nähe des heutigen Orts Shimonoseki in der Präfektur Yamaguchi, wo im Jahr 1185 die letzte Schlacht, eine Seeschlacht zwischen den HEIKE und den GENJI, stattfand. Schon in einem frühen Stadium des Kampfes erkannte der Oberbefehlshaber der HEIKE, Tomomori, dass die HEIKE endgültig besiegt werden würden. Er wechselte hinüber zum kaiserlichen Boot, um die Hofdamen, die den Kinderkaiser Antoku in ihrer Obhut hatten, über ihre ernste Situation zu informieren. Nii no Tsubone, die sich um ihr Enkelkind, den Kaiser, kümmerte, beschloss, mit dem Kaiser über Bord zu gehen, um ihn nicht in feindliche Hände fallen zu lassen. Als sie den Knaben-Kaiser in die Arme nahm, wurde er ängstlich und fragte, wohin sie ihn denn bringen wolle. Sie antwortete, dass sie ihn ins „Reine Land“ begleiten werde. Um sich zu verabschieden, verbeugte sich der Knabe nach Osten, in Richtung des Großen Ise-Schreins, und faltete dann – nach Westen gerichtet, wo das buddhistische Paradies liegt – die Hände zum Gebet. Um den Knaben-Kaiser zu überzeugen, mit ihr zu gehen, erzählte ihm Nii no Tsubone, dass es auf dem Meeresgrund eine weitere Hauptstadt gebe. Dann sprang sie mit ihm und zwei der Drei Heiligen Schätze – dem Schwert und dem Juwel – über Bord.

Text

  • 1. And so, after their defeat at the battle of Yashima Nun denn: seit der Niederlage in der Schlacht von Yashima

    Saru hodo ni Yashima no ikusa ni uchiyabure さる程に屋島の戦に打破れ

  • 2. the HEIKE were relentlessly pursued. hörte für die HEIKE-Sippe das Verfolgtsein nicht mehr auf.

    oware owareshi HEIKE no ichimon 追はれ追はれし平家の一門

  • 3. They directed their boats towards the West Sie nahmen auf den Schiffen Kurs nach Westen,

    funaji kasanete saigoku wa 船路重ねて西国は

  • 4. and fled to the bay of Dannoura in Nagato. flohen bis nach Nagato zur Bucht von Dannoura.

    Nagato Dannoura ni zo ochinikeri 長門壇の浦にぞ落にけり

  • 5. In the third month of the first year of the Bunji era (1185), Seit dem Lenzmonat des ersten Jahres in der Bunji Ära (1185)

    toki wa Bunji gannen Yayoi no koro 時は文治元年弥生の頃

  • 6. the GENJI, continuing their unyielding pursuit. setzte die Armee der GENJI ihnen wieder unablässig zu.

    GENJI wa sarani tsuitō no te o yurumezu 源氏はさらに追討の手をゆるめず

  • 7. positioned their ships, and launched their attacks. Sie brachten ihre Schiffe gut in Stellung, griffen unverzüglich an.

    fune o shitatete semekereba 船を仕立てゝ攻めければ

  • 8. In Dannoura, where the currents are strong, Hier in der Bucht von Dannoura, kraft der starken Strömung,

    kaichō tagiru Dannoura ni 海潮たぎる壇の浦に

  • 9. the GENJI and the HEIKE cut through the waves teilten alle GENJI-Schiffe und auch jene von den HEIKE hohe Wellen

    nami o ketatete GENPEI no 波をけたてゝ源平の

  • 10. in their final spectacular battle. in der letzten wilden Schlacht.

    saigo no ikusa hanabanashi 最後のいくさ華々し

  • 11. Here was the leader of the HEIKE, Da seht den HEIKE-General,

    koko ni HEIKE no sōsui こゝに平家の総帥

  • 12. Lord Tomomori, a vice-counselor Fürst Tomomori, der die Stellung eines Vize-Rats bekleidet.

    Shinchūnagon Tomomori-kyō wa 新中納言知盛卿は

  • 13. and warrior of incomparable bravery. Stark und mutig wie kein andrer Krieger war er,

    yūsō muhi no tsuwamono naredo 勇壮無比の武将なれど

  • 14. For his large army, the situation was grim. doch für seine große Streitmacht war die Lage aussichtslos,

    tenka no ikioi Heike ni ri arazu 天下の勢平家に利あらず

  • 15. There was naught they could do with their imminent defeat. die Niederlage war nicht abzuwenden.

    haishoku koki o ika ni sen 敗色濃きを如何にせん

  • 16. “This is as far as we shall go, Wie er einsah, dass der letzte Augenblick gekommen war,

    ima wa kore made to omoikime 今はこれまでと思いきめ

  • 17. and so I wish to move to the ship da wollte er zum Kaiserschiff hinüberwechseln.

    shujō no imasu gozasen ni 主上のいます御座船に

  • 18. where the Emperor is.” he said. Und so sprach er:

    noriutsurite zo mōsarekeru 乗り移りてぞ申されける

  • 19. “Our battle has come to its end, „Unsere Kämpfe gehen hier zu Ende,

    yannuru kanaya kono ikusa 止んぬるかなや此のいくさ

  • 20. and though the HEIKE clan will perish here, sicher wird die ganze HEIKE-Sippe untergehen.

    koko nite Hei ichimon ga horobu tomo こゝにて平家一門が滅ぶとも

  • 21. something to regret, but I see no other way.” Traurig ist das, doch ich sehe keinen Ausweg.”

    munen naredomo sen mo nashi to 無念なれ共せんもなしと

  • 22. And with these final words Diese Worte waren seine letzten.

    saigo no kotoba notamaeba 最後の言葉のたまえば

  • 23. the court lady, Nii no Tsubone HEI no Tokiko, Nii no Tsubone, die hohe Dame, HEI no Tokiko,

    HEI no Tokiko Nii no Tsubone wa kanete yori 平の時子二位の局は兼てより

  • 24. her face calm with resignation, fasste sich, ihr Antlitz strahlte Ruhe aus.

    kakugo no omote shizuka nite 覚悟の面静かにて

  • 25. attired in a two-layered dark gray kimono, Gekleidet in zwei dunkelgraue Kimonos,

    nibu iro no futatsuginu uchikatsugi にぶ色の二衣うちかつぎ

  • 26. seized the Three Sacred Treasures. nahm sie die Drei Kaiserschätze an sich .

    sanshu no shingi o mi ni tsukete 三種の神器を身につけて

  • 27. She carried the young emperor, Antoku Danach hob sie Antoku, den Knabenkaiser,

    osanaki shujō Antoku-tei o 幼き主上安徳帝を

  • 28. in her left arm, auf den linken Arm

    hidari katate ni idaki mairase 左片手にいだき参らせ

  • 29. and turned herself toward Lord Tomomori. und wandte sich zum Fürsten Tomomori.

    Tomomori-kyō o furikaerite 知盛卿を振り返りて

  • 30. “Though a mere woman, it is improper for me „Eine Frau bin ich zwar nur, doch geht es jetzt nicht an,

    waga mi wa nyonin naredomo imasara ni 我が身は女人なれども今更に

  • 31. to fall into the hands of the enemy.” dass ich in Feindeshände falle.

    teki no te ni wa kakaru maji 敵の手にはかゝるまじ

  • 32. It is my intention to accompany the Emperor.” Lasst mich also für den Kaiser die Begleitung sein.”

    ideya kimi no ontomo tsukamatsuran to いでや君の御供仕らんと

  • 33. And she bade farewell to this world. Mit diesen Worten nahm sie Abschied von der Welt.

    kono yo no wakare o mōsaretari この世の別れを申されたり

  • 34. At this time Emperor Antoku Der Kaiser Antoku war damals

    kono toki Antoku Tennō wa この時安徳天皇は

  • 35. was only noch im zarten Alter

    ontoshi wazuka hassai ni zo 御年僅か八才にぞ

  • 36. eight years old. von acht Jahren.

    narase tamaishi ga ならせ給ひしが

  • 37. Anxiety beset his young heart Angst befiel sein Kinderherzen.

    osanaki kokoro ni fushin o idakare 幼き心に不審を抱かれ

  • 38. “Grandmother, where do you plan „Wohin denn, Großmutter,

    ama yo ware o ba izukata e 尼よわれをばいづ方へ

  • 39. to take me now?” he asked. wollt Ihr mich bringen?“ fragte er.

    tsure yukan to suru zo to toitamau 連れ行かんとするぞと問い給う

  • 40. Nii no Tsubone looked into the heavenly face, Nii no Tsubone betrachtete das himmlische Gesicht

    Nii no Tsubone wa ryōgan o haishi 二位の局は竜顔を拝し

  • 41. and could not hold back her tears. und konnte ihre Tränen nicht mehr halten.

    nanda shitodo ni musebitsutsu 涙しとゞに咽びつゝ

  • 42. “You were born an Emperor, “Kaiser seid Ihr,

    kimi wa ima banjō no shu to 君は今の万乗の主と

  • 43. but nevertheless, hoch geboren,

    umaresase tamae domo 生れさせ給へども

  • 44. a bad karma doch ein schlechtes Karma,

    akuen ni hikarete 悪縁にひかれて

  • 45. has already determined your fate. lenkt nun Euer Schicksal.

    goun sude ni tsukisase tamainu 御運すでに尽きさせ給ひぬ

  • 46. I will now accompany you to the Pure Land”, Ich will Euch ins Paradies des Reinen Landes führen“,

    ima gokuraku jōdo ni tsure mairase saburō to 今極楽浄土につれ参らせ候と

  • 47. she choked through her tears. brachte sie hervor, von Tränen fast erstickt.

    nakunaku mōshiagekereba 泣く泣く申上げければ

  • 48. The Emperor wore a dove-gray garment, Der Kaiser trug ein taubengrau Gewand

    mikado wa yamabatoiro no onzo ni 帝は山鳩色の御衣に

  • 49. his hair youthfully gathered at the sides of his head, und hatte seine Haare aufgesteckt im Knabenstil der Zeit.

    binzura gami o iwase tamaite びんづら髪を結はせ給いて

  • 50. His eyes were filled with tears white like the haze of waves. In seinen schönen Augen glänzten Perlentränen.

    karenna hitomi ni shiroki nami no tsuyu yadoshi 可憐な瞳に白き波の露やどし

  • 51. As he followed Nii no Tsubone’s directions, Nii no Tsubone hieß ihn

    Nii no Tsubone no iu mama ni 二位の局のいふまゝに

  • 52. he pressed together hands his lovely as maple leaves, seine Hände falten, die so schön wie Ahornblätter waren

    momiji no te o ba awase tamai 紅葉の手をば合せ給い

  • 53. and paid reverence to the skies of the east. und den Blick nach Osten himmelwärts zu richten.

    higashi no sora o ogamarete 東の空を拝まれて

  • 54. He then turned to the West and chanted to the Buddha. Dann gebot sie ihm, im Westen Buddha anzurufen.

    nishi ni mukaite gonenbutsu ageshikaba 西に向いて御念仏あげしかば

  • 55. “Time passes,” thought Nii no Tsubone, and to the emperor she said, „Doch nun drängt die Zeit“, sprach Nii no Tsubone zu sich.

    toki okurete wa to Nii no Tsubone 時遅れてはと二位の局

  • 56. “Beneath these waves, another Capital awaits!” „Vertraut‘ mir, unter diesen Wellen gibt es eine Kaiserstadt!“

    nami no shita ni mo miyako no arite saburō zo to 波の下にも都のありて候ぞと

  • 57. From the railing Vom Schiffsrand in die Wogen

    hatō megakete funaberi yori 波涛めがけて船辺より

  • 58. she leapt with the Emperor stürzte sie sich mit dem Kaiser

    shujō morotomo mi o odorase 主上諸共身をおどらせ

  • 59. to sink a thousand fathoms to the bottom of the sea. tausend Klafter in die Tiefe auf den Meeresgrund.

    chihiro no soko e zo shizumase tamō 千尋の底へぞ沈ませ給ふ

  • 60. How sad, Ach wie traurig ist das!

    aa kanashiki ka na あゝ悲しきかな

  • 61. the transient spring breeze, wie ein Frühlingswind – so unbeständig, ohne Halt.

    mujō no haru no kaze 無常の春の風

  • 62. and how merciless are So unbarmherzig

    nasake naki kana 情なきかな

  • 63. the surging waves of this corrupt world. ist die Welt mit ihren wilden Wellen,

    shaba sekai no araki nami 娑婆世界の荒き波

  • 64. The youthful imperial jewel die das Kleinod

    on’itokenaki gyokutai o 御いとけなき玉体を

  • 65. sank beneath the waves. in die Tiefe sinken lassen.

    nami no shita ni zo shizume tatematsuru 波の下にぞ沈め奉る

  • 66. Once they ruled with the right of heaven, Fest in ihren Händen war einmal die Macht auf dieser Erde.

    tenka no ken wa waga ga shuchū to 天下の権は我が手中と

  • 67. but now their glory has passed. Während Jahren hatte ihre Pracht gestrahlt

    sugishi eiga no toshitsuki o 過ぎし栄華の年月を

  • 68. These flowers that once bloomed in the lanes of the Capital, wie all die Blütenbäume in der Hauptstadt.

    miyako ōji ni saku hana no 都大路に咲く花の

  • 69. the HEIKE, vanished in Dannoura Doch in Dannoura ging die HEIKE-Sippe unter,

    HEIKE no ichimon Dannoura ni 平家の一門壇の浦に

  • 70. without a trace. ohne eine Spur zu hinterlassen –

    chirihorobi hatete ato mo nashi 散り滅び果て跡もなし

  • 71. In the desolate wind of sorrow. übers Wasser streicht ein Trauerwind verlassen.

    ima shōshō no kaze aware 今蕭々の風哀れ

  • 72. the proud HEIKE did not last, Kurz nur dauerte der Stolz der HEIKE –

    ogoru HEIKE wa hisashikarazu 奢る平家は久しからず

  • 73. no more than the dream of a spring night nur so lange wie ein Traum in einer Frühlingsnacht,

    tada haru no yo no yume no gotoshi ただ春の夜の夢の如し

  • 74. no more than the dream of a spring night. ein Traum in einer Frühlingsnacht.

    tada haru no yo no yume no gotoshi ただ春の夜の夢の如し

Anmerkungen

1. Die Schlacht von Yashima … (Einzelheiten zu dieser Schlacht finden sich in den Anmerkungen zur Ballade Yashima.) Diese Schlacht auf der Insel Shikoku im Jahr 1185 war die letzte große Begegnung zwischen der HEIKE- und der GENJI-Armee und brachte letztlich die 400 Jahre lang dauernde Heian-Zeit (794-1185) zu Ende. 4. Dannoura in Nagato… Eine Meerenge in der Nähe der heutigen Stadt Shimonoseki in der Präfektur Yamaguchi (siehe detaillierte Notizen zu Dannoura) 12. Lord Tomomori… TAIRA no Tomomori (1152-1185) war der vierte Sohn des HEIKE-Oberhaupts TAIRA no Kiyomori. 23. Nii no Tsubone… war die Frau des verstorbenen TAIRA no Kiyomori. Sie war auch die Mutter von Kenreimon’in und die Großmutter von Kaiser Antoku. 25. Dunkelgrauer Kimono… Die mausgraue Farbe des Kimonos zeigt, dass die Dame Nonne geworden war. 26. Die Drei Kaiserschätze… Diese Schätze sind der Spiegel, das Schwert und das heilige Juwel. Die HEIKE trugen diese Gegenstände als Symbole der kaiserlichen Präsenz des Kinderkaisers Antoku mit sich, den sie seit dem Verlassen der Hauptstadt Kyoto begleitet hatten. 34. Kinderkaiser Antoku… Er wurde 1178 geboren und war der 81. Kaiser. Nach westlicher Zählung war er 7 Jahre alt, als er in Dannoura ertrank. Mit zwei Monaten wurde er zum Kronprinzen ernannt und wurde im Alter von zwei Jahren Kaiser. Aufgrund seines jungen Alters diente jedoch das Oberhaupt des HEIKE-Clans, TAIRA no Kiyomori, als Regent. 49. Die Haare aufgesteckt… Auf beiden Seiten seines Kopfes waren die Haare zu kürbisförmigen Knoten gebündelt, eine übliche Frisur für Jungen seit alter Zeit. 52. Hände geformt wie momiji Wenn Kinder ihre Hände falten, richten sie ihre Finger nicht parallel nach vorne aus, sondern spreizen sie so aus, dass die Hände Ahornblättern (momiji) ähneln. Dieses Detail trägt zur emotional aufwühlenden Wirkung der Szene bei. 53. den Blick nach Osten gerichtet… Diese Ausrichtung nach Osten bedeutet eine Ehrfurchtsbezeugung, die dem heiligsten aller Shintō-Schreine, dem kaiserlichen Familienheiligtum von Ise, gilt. 54. im Westen Buddha anrufen … Im Westen befindet sich das buddhistische Paradies, das „Reine Land“. 73. Traum einer Frühlingsnacht… Diese Zeile findet sich zu Beginn des Heike monogatari. Mit ihr wird die Essenz des gesamten sich entfaltenden Epos zum Ausdruck gebracht.

Musik Kommentar

Die musikalischen Qualitäten von YAMAZAKI Kyokusuis Komposition Dannoura Hikyoku sind trotz ihres Fokus auf den Kampfbericht von Dannoura wesentlich mehr lyrisch als narrativ. Die Melodien sind komplizierter und folgen selten den standardisierten melodischen Mustern der älteren Stücke des chikuzen biwa-Repertoires. Heutzutage versuchen einige Künstler eine Kombination von Dannoura und Dannoura Hikyoku zu schaffen. In den meisten Fällen beginnen sie mit der Eröffnung von Dannoura durch Zeile 55 – mit Auslassungen, die durch das Zeitlimit der betreffenden Aufführung geben sind – und wechseln dann zu Dannoura Hikyoku ab Zeile 11. Zusätzlich zu dieser erstrebten inhaltlichen Straffung finden viele, dass das Gleichgewicht von Gesang und Erzählung damit erheblich verbessert werde.
Dannoura Hikyoku wurde für ITAYA Kyokuyū komponiert, eine Künstlerin, die über eine sehr hohe Stimme verfügte. YAMAZAKI Kyokusui, deren Stimme eher tief war, hatte Schwierigkeiten, ihr eigenes Werk mit allen von ihr komponierten musikalischen Details zu singen.
Eine der vielen kompositorischen Neuheiten in diesem Stück, auf die einzugehen sich mir zu lohnen scheint, ist ein einzigartiges Zwischenspiel. Im instrumentalen Profil des chikuzen biwa ist die wichtigste Unterscheidung jene von Zwischenspielen mit „poetischem Ausdruck“ und jenen mit „dramatischem Ausdruck“.

Die meisten Zwischenspiele, die in die poetische Kategorie fallen, sind nach Blumen benannt. Diese Blumen mit inhärenten philosophischen oder religiösen Implikationen werden in ihrem musikalischen Umfeld mit großer Sorgfalt behandelt. Die Blume, die in Japan am meisten von philosophischen Implikationen durchdrungen ist, ist vielleicht sakura (Kirschblüte), und das Sakura-Zwischenspiel ist dementsprechend lang und wunderschön verarbeitet, was – möglicherweise wegen seiner Bedeutungstiefe – nie in seiner Gesamtheit gespielt wird. Es wird normalerweise eingesetzt, wenn der Tod eines Helden beklagt wird.
Nach der 10. Zeile dieses Stücks, „in der letzten wilden Schlacht“, wird der mittlere Abschnitt des Sakura-Zwischenspiels verlangt. Diese kompositorische Entscheidung stellt für den Spieler eine erhebliche Herausforderung dar. Um dem eigentlich poetischen Zwischenspiel ein überzeugendes Gefühl von Dramatik zu verleihen, muss der biwa-Spieler die gesamte Bandbreite der Technik nutzen und vor allem die Schläge auf die erste leere Saite energisch und aggressiv betonen, um den erforderlichen Schlachten-Effekt zu erzielen.
Was hat die Komponistin mit dieser Wahl gewonnen? Das Sakura-Zwischenspiel vermittelt per se ein Gefühl der Melancholie, da der gebildete Zuhörer sich zutiefst bewusst ist, dass dieser spektakuläre Kampf unvermeidlich zur Niederlage der HEIKE führt – mit Sakura ist die Trauer über die unabwendbare Niederlage mitkomponiert – die Kirschblüten werden ihre Blütenblätter verlieren.